Junge Welt, Gespräch mit Rolf Gössner, das Interview führt: Gitta Düperthal
Bremens Polizei versuchte offenbar, einen Brandanschlag zu bagatellisieren.Rechtsanwalt Rolf Gössner ist parteiloser Vertreter der Bremischen Bürgerschaftsfraktion Die Linke in der Innendeputation – dem Innenausschuß
Junge Welt: Sie kritisieren das Verhalten der Polizei nach dem Brandanschlag auf das Haus einer türkischen Familie am 28. Juli in Bremen-Woltmershausen und haben den Bremer Innensenator Ulrich Mäurer (SPD) aufgefordert, einen Bericht dazu vorzulegen. In der Bürgerschaftssitzung am heutigen Dienstag soll diskutiert werden, warum die Polizei rassistische Verbrechen bagatellisiert. Wie gravierend ist das polizeiliche Fehlverhalten?
Rolf Gössner: Die Polizei ist zunächst in öffentliche Kritik geraten, weil sie die Medien erst am zweiten Tag nach dem Brandanschlag und erst auf Nachfrage der Presse informiert hat. Dabei sprach sie etwa »von nachbarschaftlichen Problemen«, obgleich doch auf Grund der skandierten »Ausländer raus«-Rufe und Parolen wie »Sieg Heil« das rassistische Motiv der mutmaßlichen Gewalttäter offenkundig ist. All das haben Zeugen bestätigt. Weiterhin sah sich die achtköpfige Familie, der der Brandanschlag galt, nicht hinreichend geschützt, nachdem die Täter an jenem Tag gegen vier Uhr morgens einen mit brennbarer Flüssigkeit getränkten Stofflappen in die Eingangstür gelegt und angezündet sowie die Scheibe der Tür eingeschlagen hatten.