taz nord, Kommentar von Andreas Speit und Peter Müller
Er war eines der ersten Opfer rechtsextremer Gewalt in der Bundesrepublik. 27 Jahre danach wird der Tatort nun offiziell nach Ramazan Avci benannt. Sein Tod ließ seinerzeit die öffentliche Debatte über rechte Gewalt aufleben, die aber rasch wieder abebbte – weil Polizei, Justiz und Politik rassistisch motivierte Gewalt von Neonazis nicht wahrhaben wollten.
Wird heute in Medien und Politik über rechte Gewalt hierzulande geredet, fallen ihre ersten Opfer meist unter den Tisch. Was vor der deutschen Wiedervereinigung geschah, scheint irgendwie unsichtbar geworden zu sein. Ob nun 58 oder gar 182 Menschen durch die Hände rechtsextremer Täter umkamen: Im Fokus der Aufmerksamkeit steht allein die Zeit von 1990 bis heute. Diese Sicht blendet bewusst aus, was an Rechtsextremismus im Westen und vor 1989 existierte.
So konnten auch nach dem Auffliegen des "Nationalsozialistischen Untergrunds" die Sicherheitsbehörden fast ohne Widerspruch behaupten, rechte Gewaltstrukturen habe es nie gegeben. Dass 1979 in Bückeburg wegen terroristischer Vereinigung gegen die "Wehrsportgruppe Werwolf" prozessiert wurde, blieb da beflissen unerwähnt.