Am 7. Februar waren es genau 75 Jahre her, als in Harburg der erste politische Mord geschah. An diesem Tag des Jahres 1933 erschossen SA-Leute vor dem Arbeiterlokal „Stadt Hannover“ den jungen Metallarbeiter und Kommunisten Martin Leuschel. Die Attentäter trafen auch den Sozialdemokraten Karl Karcz, der einige Wochen danach seinen Verletzungen erlag. Der Harburger DGB und das Bündnis „Einig gegen Rechts“ legten am Ort des Geschehens ein Gebinde nieder und veranstalteten eine Kundgebung.
Die Beerdigung Martin Leuschels wurde am 10. Februar zur einzigen und größten Einheitsfrontdemonstration der Harburger Arbeiterschaft. In den Betrieben wurde gestreikt, 20000 Menschen begleiteten den Sarg vom Stadtteil Eißendorf bis zur Süderelbe, von wo er nach Hamburg-Ohlsdorf überführt wurde.
Es sei nicht untypisch, sagte der Harburger DGB-Vorsitzende Thomas Bredow, dass die ersten beiden Harburger Mordopfer der Nazis Gewerkschafter waren. Wir müssten die Erinnerung daran wach halten. Während Antifaschisten nach dem Reichstagsbrand für vogelfrei erklärt wurden, gingen die SA-Mörder straffrei aus. Wenn heutzutage alte und neue Nazis den deutschen Faschismus verherrlichten, müsse das eine Herausforderung für alle demokratischen Kräfte sein. Es war das erste Mal, dass der Harburger DGB auf diese Weise der Opfer der Nazidiktatur gedacht hat. Er hat außerdem für Martin Leuschel und Karl Karcz Stolpersteine beantragt.
Die Veranstaltung war Teil einer Aktionswoche gegen Rechts. Gezeigt wurde der DEFA-Film „Das Beil von Wandsbek“. In der anschließenden Diskussion wurde untersucht, wieso der Faschismus Massenbasis erlangen konnte. Die Neofaschismus-Ausstellung der VVN-BdA und der IG Metall durfte zum zweiten Mal nicht im Harburger Rathaus gezeigt werden. Die Begründung lautete diesmal, im Wahlkampf könnten keine politischen Ausstellungen im Rathaus stattfinden. Dazu muss man wissen, dass in Harburg die CDU mit der GAL „regiert“. Statt dessen war sie in den Räumen der St.Johannis-Kirche zu sehen und fand guten Zuspruch, auch von Schulklassen. – hjm