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Mitteilung der Stiftung Auschwitz-Komitee

Die 2009 gegründete Stiftung Auschwitz-Komitee hat erstmals den Hans-Frankenthal-Preis verliehen, der benannt wurde nach Hans Frankenthal (1926 1999), langjährigem Vorstandsmitglied des Auschwitz Komitees, zugleich Mitglied des Zentralrats der Juden und der jüdischen Gemeinde Hagen. Hans Frankenthal aus Schmallenberg wurde als Jugendlicher gemeinsam mit seinem Bruder Ernst nach Auschwitz verschleppt, überlebte die Zwangsarbeit in Auschwitz Monowitz, im KZ Mittelbau Dora und im KZ Theresienstadt. Ausgezeichnet wurden zwei Initiativen, die im Sinne des Auschwitz-Komitees Aufklärungs- und Bildungsarbeit gegen das Vergessen und gegen nationalsozialistische und neofaschistische Bestrebungen leisten:


Die Initiative für einen Gedenkort ehemaliges KZ Uckermark e.V. und der

Finkenwerder Arbeitskreis Außenlager Deutsche Werft des KZ Neuengamme.

Eine nicht dotierte besondere Auszeichnung erhielt das

Projekt Transfer des Vereins Psychosoziale Arbeit mit Verfolgten e. V.

Stiftungsgründer Marius Giese hielt die Laudatio für dieses Projekt, in dem junge Freiwillige alte ehemals Verfolgte besuchen, und bat die Öffentlichkeit um Unterstützung für diese wichtige Arbeit. Der Stiftungsratsvorsitzende und Hans-Frankenthal-Biograf Dr. Florian Schmaltz berichtete über das Leben des Namensgebers, anschließend wurden die ausgezeichneten Projekte gewürdigt. In der Laudatio von Dr. Detlef Garbe, Direktor der KZ-Gedenkstätte Neuengamme und Stiftungsrat, hieß es:

Die beiden Preisträger, deren Engagement die Jury mit der Aufteilung des Preises in gleicher Weise Wert geschätzt wissen möchte, stehen jeweils für die schonungslose Aufdeckung weitgehend vergessener Lagergeschichte, für die kritische Aufarbeitung der nationalsozialistischen Vergangenheit gegen viele gesellschaftliche Widerstände und für den aktiven Einsatz gegen Geschichtsrevisionismus und Rechtsextremismus. Doch zugleich unterscheiden sie sich sehr deutlich. Im Unterschied zur Mehrzahl der Protagonistinnen der Initiative für einen Gedenkort ehemaliges KZ Uckermark e.V. gehören die wenigen Angehörigen des kleinen Finkenwerder Arbeitskreises Außenlager Deutsche Werft des KZ Neuengamme nicht zu den jüngeren Generationen. [ ] Ihr Arbeitskreis verweist darauf, dass Finkenwerder in jenen Jahren keineswegs das beschauliche Fischerdorf war, als das es bis heute aufgrund seiner Insellage, der reichen Natur und Kultur und der schönen pittoresken Backsteinbauten gern wahrgenommen werden möchte.

Die Arbeit der Initiative KZ Uckermark verfolge Anliegen, die auch wesentliche Ziele des Auschwitz-Komitees und der Stiftung Auschwitz Komitee darstellen: ein Engagement "gegen das Vergessen und Verleugnen nationalsozialistischer Verbrechen . Hervorzuheben ist, dass die Initiative bestrebt ist, Vergangenheit und Gegenwart zusammenzubringen , um auf Kontinuitäten der Ausgrenzung und von Rassismus und ihren Ursachen "aufmerksam zu machen, so der Stiftungsratsvorsitzende Florian Schmaltz.

Esther Bejarano, Vorsitzende des Auschwitz-Komitees, würdigte die Arbeit der Uckermark-Initiative mit sehr persönlichen Worten:

[ ] auch ich war mit 16 Jahren eine Gefangene, von den Nazis in das  Zwangsarbeitslager Neuendorf bei Fürstenwalde/Spree eingeliefert, wo ich zwei Jahre Zwangsarbeit leisten musste. 1943, also mit 18 Jahren, wurde ich gemeinsam mit vielen Jugendlichen nach Auschwitz verbracht. Ich kann gut nachvollziehen, was sich damals im KZ Uckermark abgespielt hat, wie die dort eingesperrten Mädchen gelitten haben. Ein Jugend-KZ voller Entbehrungen und Schrecken, das automatisch alle Hoffnungen auf ein Zuhause; auf Liebe, von Träumen durch die schrecklichen Quälereien der Nazis zunichte machte. Es ist wohl verständlich, dass ich mit meinem Votum auch dazu beitragen wollte, dass der Hans-Frankenthal-Preis den Frauen, die das KZ Uckermark mit ihrer unermüdlichen Arbeit uns nahe gebracht, ja sichtbar gemacht haben, verliehen wird.

Informationen zu den ausgezeichneten Initiativen:

Die Initiative für einen Gedenkort ehemaliges KZ Uckermark e.V.
 In unmittelbarer Nähe zum Frauenkonzentrationslager Ravensbrück wurde 1942 das Jugendkonzentrationslager eröffnet. Im KZ Uckermark waren in den Jahren 1942-45 vermutlich etwa 1200 Mädchen und junge Frauen im Alter von 12-18 Jahren inhaftiert. Aus einem Netzwerk für die Schaffung eines Gedenkortes an dieser Stelle gründete sich 2006 der Verein "Initiative für einen Gedenkort ehemaliges KZ Uckermark". Die Initiative verfolgt ein Konzept des Offenen Gedenkens und arbeitet dafür, dass die Bauten aus der Nutzung des GUS-Truppen abgerissen und das momentan verschlossene Gelände mit dem Gedenkort frei zugänglich wird. Unterstützt wird die Arbeit durch ein Archiv, durch jährliche Gedenkfeiern, durch Rundgänge und Bau- und Begegnungscamps. Der Initiative wird die Hälfte des Preisgeldes 2010 zuerkannt.

Finkenwerder Arbeitskreis Außenlager Deutsche Werft des KZ Neuengamme.
Der
Arbeitskreis
erkundet die Ortsgeschichte des Hamburger Stadtteils Finkenwerder während der Nazi-Diktatur seit 1997 anlässlich der Einweihung eines Mahnmals für die Opfer des Naziterrors im Dezember 1996. Und beschreibt seine Arbeit so: "Ziel war und ist es, das gesamte Spektrum der Nazi-Verbrechen an den unterschiedlichen Opfer- und Tätergruppen mit Ortsbezug zu benennen, das damalige gesellschaftliche Umfeld zu reflektieren, widerständige Handlungen und Haltungen aufzuzeigen und Darstellungen in Orts-, Firmen- undKirchenchroniken der Nachkriegszeit kritisch zu prüfen." Die Mitglieder des kleinen Arbeitskreises begleiten Opfer bei der Spurensuche vor Ort, organisieren Rundgänge, insbesondere auch für Schulklassen, laden Referenten ein zu Informationsveranstaltungen zu Zwangsarbeit, Euthanasie und Zwangssterilisation und sammeln durch Aufrufe in der örtlichen Presse und durch Befragung von Ortsansässigen Berichte und Aussagen von Zeitzeugen. Dem Arbeitskreis um Ingeborg Luth und Elke Kaufner wird die Hälfte des Preisgeldes 2010 zuerkannt.

Projekt Transfer des Vereins Psychosoziale Arbeit mit Verfolgten e. V.
Das Projekt "Transfer" des 1996 gegründeten Vereins hat zum Ziel, ein Netzwerk zwischen Hamburg, Minsk und Perm aufzubauen, um einen Austausch und einen Dialog über die Erfahrungen von NS-Verfolgten über die Grenzen und Generationen
hinweg zu fördern; Öffentlichkeit über die Situation, die Bedürfnisse und Probleme von NS-Verfolgten zu schaffen; einen Freiwilligenaustausch, die Mobilität und die sozialen Kompetenzen von Jugendlichen aus Deutschland, Belarus und Russland zu fördern sowie die Lebenssituation von NS-Verfolgten und deren Nachkommen zu verbessern. Das Projekt "Transfer" erhält eine nicht dotierte besondere Auszeichnung.

Stiftung Auschwitz-Komitee
www.stiftung-auschwitz-komitee.de