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taz nord, Interview von Kristiana Ludwig
Gülistan Ayaz-Avcis Mann wurde 1985 in Hamburg von Neonazis getötet. Heute wird sie auf dem Ramazan-Avci-Platz sprechen.
taz: Frau Ayaz-Avci, morgen wird der Platz vor dem S-Bahnhof Landwehr nach Ihrem getöteten Mann Ramazan Avci benannt. Wie stehen Sie vor diesem Ereignis?
Gülistan Avci: Es ist jetzt 27 Jahre her und innerhalb dieser Zeit ist gar nichts gewesen. Kein tatsächliches Interesse. Nun ist es soweit, dass dieser Platz benannt wird. Das ist für mich schon eine Erleichterung.

Sie werden eine Rede halten. Welche Botschaft soll bei den Menschen ankommen?
Ich fordere und wünsche, dass so etwas nicht noch einmal passieren kann. Ich möchte, dass man sich aufrichtig mit der Tat auseinandersetzt und dies politisch gewollt ist. Damit nicht noch einmal geschieht, was mein Sohn erleben musste: dass Kinder ohne ihren Vater aufwachsen.
Vor zwei Jahren hat sich die Initiative zur Benennung des Platzes gegründet. Warum nicht schon viel eher?
Das weiß ich auch nicht. Die Initiative ging nicht von mir aus. Die war unabhängig.

Die Idee, den Platz zu benennen, war also auch nicht Ihre.
Ich hatte über die Jahre schon immer den Wunsch, ein Zeichen zu setzen, dass so etwas nicht noch einmal geschehen darf –und um seiner zu gedenken. Es war für mich eine wichtige Lehre, dass die Zeit vergeht und nichts geschieht. Als die Initiative an mich herantrat, haben sich diese Wünsche getroffen.
Die Täter, eine Gruppe Nazi-Skinheads, wurden wegen Totschlags zu Haftstrafen zwischen einem und zehn Jahren verurteilt. Haben Sie das Urteil als gerecht empfunden?

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