Christian Unger und Karsten Kammholz, Hamburger Abendblatt
Zum Warmwerden ein Spielchen. Der Moderator schickt die 60 Berufsschülerinnen und -schüler in die Mitte des Konferenzraumes. Rechts klebt ein Plakat, "Nein" steht dort in großen Buchstaben, links eines mit "Ja". Der Moderator stellt Fragen, die heiklen zuletzt: "Kennt ihr Menschen in der Familie, der Schule oder im Beruf, die rechtsextreme Meinungen vertreten?" Fast 20 der Schüler gehen nach links. Zum "Ja".
Welche Argumente gibt es gegen rassistische Stammtischparolen? Wo hat Zivilcourage Grenzen? Und wie treten Neonazis in der Öffentlichkeit auf? Vor allem darum ging es gestern auf der Fachtagung "Krass gegen Rechts – Zivilcourage macht Schule", die vom Beratungsnetzwerk gegen Rechtsextremismus in Hamburg und der Sozialbehörde organisiert wurde. Die Strategie der Neonazis habe sich gewandelt, sagt Andrea Krieger vom "Hamburger Bündnis gegen Rechts". Es seien nicht mehr die Schläger mit Glatze und Baseball-Keule. Die rechte Szene versuche auch in Betrieben, Schulen und Parlamenten Fuß zu fassen. Durch die Berichterstattung über die mutmaßlich rassistischen Morde des Zwickauer Neonazi-Trios bekam die schon im Sommer geplante Konferenz in den Seminarräumen des "Dialogs im Dunkeln" in der Speicherstadt neue Brisanz.