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Nils Kreller, taz-hamburg

Bei einer Mahnwache zum Gedenken an den Tod von Pascal E. führen am Dienstagabend rechtskonservative Redner das Wort. Jusos und Grüne distanzieren sich.
Eigentlich sollte es eine unpolitische Mahnwache werden. Unter dem Motto "Ein Licht gegen Gewalt" riefen Freunde des vor zwei Wochen in Harburg durch mehrere Messerstiche getöteten 22-jährigen Zivildienstleistenden Pascal E. zu einer Gedenkveranstaltung auf. Auch angesichts der Ausschreitungen von 30 Jugendlichen in Neuwiedenthal vor gut einer Woche sollte ein Zeichen gesetzt werden.
"Die Diskussion für mehr Sicherheit auf den Straßen ist neu entflammt" teilten die Veranstalter mit. In einer kurzfristig eingerichteten Facebook-Gruppe tummelten sich neben vielen ernsthaft bewegten Bürgern auch solche, die die Gelegenheit nutzen wollten, um ihre ausländerfeindlichen Ansichten kundzutun. Denn sowohl der Täter bei Pascal E. als auch die Jugendlichen in Neuwiedenthal haben einen Migrationshintergrund.

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GRÜNE JUGEND Hamburg und JUSO-Kreisverband Harburg: Trauer darf nicht instrumentalisiert werden

Gemeinsame Pressemitteilung der GRÜNEN JUGEND Hamburg und JUSO-Kreisverband Harburg: Trauer darf nicht instrumentalisiert werden (07.07.10) Am Dienstagabend haben sich viele Harburger_innen an einer friedlichen Mahnwache unter dem Motto "Ein Licht gegen Gewalt in Harburg"  für Pascal W. beteiligt. Es sollte den Opfern der gewalttätigen Übergriffe der vergangenen Wochen in Harburg von und gegen Jugendliche gedacht werden.

Allerdings erklären die GRÜNE JUGEND Hamburg und der JUSO-Kreisverband Harburg ihr Bedauern über das inhaltliche und stimmungsmäßige Entgleiten der Veranstaltung auf dem Harburger Rathausmarkt. Der Rahmen der Gedenkveranstaltung wurde durch polemische Moderation und einige mit reißerischen Parolen, sowie mit unangemessenen Zwischenrufen auftretende Teilnehmende, in eine gefährliche Richtung gelenkt, die eine rechtsstaatsfeindliche  Stimmung vermittelte.

Dazu sagt Lena Mußlick, Beisitzerin im Landesvorstandes der GRÜNEN JUGEND Hamburg (aus Harburg):

"Es ist wichtig, dass das Problem Jugendgewalt öffentlich thematisiert und auf politischen Handlungsbedarf aufmerksam gemacht wird. Jedoch dürfen die Trauer der Betroffenen und der Wunsch nach schnellen Antworten nicht zum Zweck hetzerischer, auf Angst aufbauender Meinungsmache instrumentalisiert werden."

Oliver Vornfeld, stellvertretender Kreisvorsitzender der JUSOS Harburg sagt:

"Ein in möglichst kurzem Abstand zu Straftaten durchgeführtes Gerichtsverfahren ist zwingend erforderlich, um den Täter_innen ein klares Unrechtsbewusstsein zu ermöglichen. Höhere Strafen, wie sie auch bei der Veranstaltung gefordert wurden, führen hingegen zu keiner gesteigerten Abschreckung bei den zumeist im Affekt ausgeführten Gewalttaten, sodass damit lediglich das Bedürfnis nach Vergeltung befriedigt würde. Verkürzte Schnellverfahren auf Kosten rechtsstaatlicher Prinzipien lehnen wir entschieden ab."