Junge Welt, Iven Einszehn
In Wahlkampfzeiten wie diesen säumen NPD-Plakate den Weg über die mecklenburgischen Dörfer. Manches Örtchen ist derart dominant nur von der NPD zuplakatiert, dass man meinen könnte, die ersehnte Diktatur sei dort längst eingeführt. Und tatsächlich hat hier mancher Flecken Erde als Nazidorf traurige Berühmtheit erlangt. Ein Beispiel wäre Jamel, Ortsteil der so gut wie unbekannten Gemeinde Gägelow. Die drei Dutzend Einwohner machen keinen Hehl aus ihrer Gesinnung. Das Dorfbild ist geprägt von ihren Bekenntnissen. Eine völkische Wandmalerei verklärt Jamel zur »frei-sozial-nationalen Dorfgemeinschaft«, ein selbstgebasteltes Hinweisschild weist nach Braunau, den höchsten Punkt der Ansiedlung markiert eine Reichsflagge.
In Jamel hängt zwar kein NPD-Plakat, aber auf Sabotage ist das leider nicht zurückzuführen. Auch andere Parteien halten es nicht für nötig, in Jamel zu werben. Vermutlich wähnen sie sich auf verlorenem Posten.