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Interview Reinhard Tschapke
Der Publizist und Schriftsteller spricht über den Terror der Neonazis
Der 88-Jährige lebt in Köln. Berühmt wurde er durch seinen fürs Fernsehen verfilmten Roman „Die Bertinis“.

FRAGE: Die Nationalsozialisten haben Ihre jüdische Familie verfolgt. Sie überlebten den Holocaust mit Glück in einem Versteck in Hamburg. Keimen jetzt wieder Ängste auf?
GIORDANO: Ich hatte gleich nach der Befreiung 1945 einen Fluchtin­stinkt, ich wollte den blutigen Staub dieses Landes so schnell wie möglich hinter mir lassen. Aber ich habe dem nicht stattgegeben, ich bin hiergeblieben. Nichts hat in mir so sehr den Fluchtinstinkt wieder geweckt wie diese neue, mordende Nazi-Gang. Es ist die Renaissance des Rechtsextremismus.

FRAGE: Haben Sie Angst?
GIORDANO: Ich bin immer bedroht worden, über Jahrzehnte hinweg. Das gehört zu meinem Leben. Ich fühle mich nicht bedrohter als sonst.

FRAGE: Sie haben oft vor der Gefahr des Rechtsradikalismus gewarnt. Waren Sie trotzdem vom Neonazi-Terror überrascht?
GIORDANO: Ja, und wie. Da mordet sich wie im Spaziergang eine Nazi-Gang 13 Jahre lang quer durch Deutschland! Das erschüttert mich, den wenig erschüttert, enorm.

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