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Andreas Speit, taz-nord
WAS EIN JÜDISCHER JOURNALIST IM "CLUB 88" ERLEBT
Ort und Datum hat die schleswig-holsteinische NPD bewusst gewählt: Am 1. Mai, fünf Tage vor der Landtagswahl, will der Landesverband um Jens Lütke in Neumünster aufmarschieren. "Eine Provokation", sagt Oberbürgermeister Olaf Tauras (parteilos), ein Verbot werde geprüft.
"Neumünster ist durch den ,Club 88' und auch durch die Lokalität ,Titanic' ein Zentrum rechtsextremer Aktivitäten", sagt Andreas Hering, Vorsitzender der örtlichen SPD-Fraktion. Seit 15 Jahren besteht der Club, dessen Name im szeneüblichen Zahlencode für "HH" steht – "Heil Hitler". In einem Antrag hat die SPD den Stadtrat aufgefordert, eine Schließung des "88" solle geprüft werden.
Der Laden sei bundesweit bekannt, sagt Christof Ostheimer vom "Bündnis gegen Rechts". So bekannt, dass jetzt Tuvia Tenenbom, Leiter des New Yorker "Jewish Theater" dort reinschaute – undercover und unentdeckt. In Hamburg war ihm von dem Club erzählt worden. Vor der Tür des Neonazi-Treffs allerdings habe er erst mal warten müssen, berichtet Tenenbom in der Jüdischen Allgemeinen. Einem gewissen "Frank" gegenüber stellte Tenenbom sich als Deutscher vor, als "reinrassiger Arier", dessen Eltern nach Amerika ausgewandert seien – und der nun seine "Wurzeln" suchte.
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