von Hans-Joachim Meyer
Am 13. und 18. Dezember verlegte der Kölner Künstler Gunter Demnig in Harburg und Wilhelmsburg 34 neue Stolpersteine. Beide Stadtteile haben nun 134 dieser mit den Messingplättchen „Hier wohnte“ oder „Hier arbeitete“ versehenen Steine für die Opfer der Nazidiktatur.
Das ist eine Zahl, die uns freut, aber auch bedrückt, weil sie zeigt, wie viele dieser Menschen als Nachbarn unter uns lebten und irgendwann in die Zuchthäuser oder Lager verschwanden. Von den 34 geehrten Mitbewohnern waren elf jüdische Menschen, neun Sinti, sieben Kommunisten, fünf ermordete Behinderte oder angeblich Behinderte, einer Sozialdemokrat und einer homosexuell.
Parallel zu der Verlegung fand in der Bugenhagen-Kirche an der Rönneburger Straße eine Gedenkveranstaltung statt, zu der die Initiative „Gedenken in Harburg“ aufgerufen hatte. Mehrere Angehörige der Opfer waren zugegen. Im Mittelpunkt stand die neunköpfige Sinti-Familie Weiss, die zuletzt in der gleichen Straße ein paar Häuser weiter gewohnt hatte. Die Familie (darunter ein fünfjähriges Kind) wurde wie viele andere Hamburger Sinti am 16. Mai 1940 festgenommen, in eine Polizeiwache und dann in einen Lagerschuppen im Hamburger Freihafen verschleppt und vom Güterbahnhof am Lohseplatz ins Konzentrationslager Belzec in Ostpolen deportiert. Wann und wo die Familie umgekommen ist, wissen wir nicht. Nach der Veranstaltung zogen die Teilnehmer in einem Schweigemarsch zum letzten Wohnort der Familie Weiss und weihten die neun Stolpersteine symbolisch ein.
Ende 2008 gab es insgesamt rund 17.000 Stolpersteine an 402 Orten in Deutschland, Österreich, Ungarn, den Niederlanden, Tschechien und Polen. Hamburg ist inzwischen die Stadt mit den meisten der kleinen Gedenksteine (rund 2.400). Gunter Demnig wurde für sein Lebenswerk bereits mehrfach ausgezeichnet.