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Veranstaltung: Solidarität mit der griechischen Bevölkerung: zwischen Austeritätsdiktat und solidarischem Aufbruch

mit: Ioannis Stathas (SYRIZA, Mitglied des griechischen Parlaments) und Gabriele Heinecke (AK Distomo)

19 Uhr
Barmbek Basch, Wohldorfer Straße 30, HH(U- Dehnhaide)

Das Hamburger Bündnis gegen Rechts unterstützt die Veranstaltung

Nachdem die neue griechische Regierung die Frage der Kriegsentschädigungen wieder auf die Tagesordnung gesetzt hat, sind in der hiesigen Presse vermehrt Meldungen über die angeblich 'faulen' und 'gierigen' Griechen zu finden. Diese Hetze soll ablenken:
70 Jahre nach Beendigung des Zweiten Weltkriegs und der Befreiung vom Faschismus sind die Verheerungen, die die Truppen des faschistischen Deutschen Reichs während der vierjährigen Besatzung Griechenlands angerichtet haben, immer noch ungesühnt. Im Interesse des deutschen Kapitals wurden damals in riesigem Ausmaß Rohstoffe und Industrieanlagen geraubt und dem griechischen Staat eine Zwangsanleihe abgepresst. Die direkte Folge war eine schwere Hungernot im Herbst und Winter 1941/42 bei der fast eine halbe Millionen Menschen starben. Darüber hinaus wurden von deutschen Faschisten in ganz Griechenland Massaker an der Zivilbevölkerung verübt, so etwa 1944 in dem Ort Distomo. Für diese Verbrechen wurden vom Rechtsnachfolger des Deutschen Reichs und den Konzernen, die damals von den Raubzügen profitierten, nie Entschädigungen geleistet. Die griechischen Regierungen haben sich immer wieder für die Begleichung der deutschen Reparationsschulden eingesetzt – aber weitgehend erfolglos. Von einer griechischen Kommission wurden die bestehenden Schulden im April auf 278 Mrd. Euro beziffert.

Schulden müssen bezahlt werden!?
Wie verlogen die Diskussion um die gegenwärtigen Schulden Griechenlands ist, wird angesichts der Dreistigkeit mit der durch das Auswärtige Amt über Jahrzehnte das Begleichen der Kriegsschulden verhindert wurde, besonders deutlich.
Infolge der so genannten Bankenkrise der Jahre 2007ff. geriet Griechenland unter das Diktat der Troika aus EU-Kommission, EZB und IWF und wurde zum Testfeld für die Zerstörung des Sozialstaats. Die privaten Gläubiger (deutsche, französische u.a. Banken) wurden „gerettet“ und es fand eine massive Umschuldung hin zu den öffentlichen Gläubigern und damit eine verstärkte Belastung der Bevölkerung statt. Gleichzeitig wurde mit Unterstützung der griechischen Eliten eine neoliberale Politik durchgesetzt, die massive Zerstörungen zur Folge hatte: So kollabierte das öffentliche Gesundheitswesen, ein Drittel der Menschen ist derzeit nicht krankenversichert, mehr als die Hälfte der Krankenhäuser wurden geschlossen, die Jugendarbeitslosigkeit liegt bei ~60 %. Die Selbstmordrate und die Säuglingssterblichkeit sind signifikant angestiegen.
Gegen diese Krisenpolitik wurde in den vergangenen Jahren von der griechischen Bevölkerung in außerparlamentarischen Bewegungen breiter Widerstand organisiert (Generalstreiks, Besetzung öffentlicher Plätze, Fabrikübernahmen unter ArbeiterInnenkontrolle (VIOME) etc.) und mit der Gründung von solidarischen Gesundheitseinrichtungen die soziale Not selbstorganisiert bekämpft.

Solidarischer Aufbruch
Mit dem Wahlerfolg des linken SYRIZA-Bündnisses hat diese Opposition gegen die neoliberalen Verhältnisse auch Eingang ins griechische Parlament gefunden. Es konnten auf diesem Weg bereits einige Erfolge errungen werden, so etwa ein Armutsbekämpfungsprogramm mit kostenloser Stromversorgung und Essensausgabe sowie Mietunterstützung und die Schließung einiger der schlimmsten Auffanglager für Geflüchtete.
Die Härte und Kompromisslosigkeit mit der von der Mehrheit der EU-Staaten gegen die Bestrebungen von SYRIZA reagiert wird, zeigt, dass die neoliberale Hegemonie in Griechenland angekratzt wurde. Um diese Kämpfe zu vertiefen, müssen wir hier (im Kern des EU-Imperialismus) die gescheiterte Austeritätspolitik angreifen und beseitigen, das ist gelebte Internationale Solidarität. Die Sühne der Verbrechen des (deutschen) Kapitals an der griechischen Bevölkerung wäre ein entscheidender Schritt.
Mit dieser Veranstaltung wollen wir über die reale Situation in Griechenland aufklären, gemeinsam von den sozialen Bewegungen lernen und diskutieren, wie wir sie unterstützen können.

Do. 25.06.15, 19 Uhr im Barmbek°Basch
Wohldorfer Straße 30, 22081 Hamburg / U Dehnhaide

Referenten:
Ioannis Stathas (SYRIZA, Mitglied des griechischen Parlaments)
Gabriele Heinecke (Juristin, AK Distomo) zur Entschädigung
Rolf Becker (Schauspieler) zu sozialen Bewegungen (angefragt)

Veranstalter: VVN BdA-Hamburg Nord, AG Antifa / Gegen Rechts LINKE Hamburg

Unterstützer: ver.di Jugend Hamburg, ver.di AntiRa, Hamburger Bündnis gegen Rechts, Barmbeker Ini gegen Rechts, Gedenkstätte Ernst Thälmann, Deutscher Freidenker-Verband Landesverband Nord e.V., Psychosoziale Arbeit mit Verfolgten e.V., Verein Kämpfer und Freunde der Spanischen Republik e.V., MC Kuhle Wampe, Willi-Bredel-Gesellschaft

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