Felix Krebs
Wenn ein Mordgehilfe zum Sommerfest lädt
Am vergangenen Sonntag fand in Hamburg der Landesparteitag der hiesigen Nationaldemokraten statt. Dazu nutzten die Kameraden das Vereinshaus eines Kleingartenvereins im Stadtteil Bramfeld. Praktisch, denn schließlich kommt auch ein guter Teil der Kader aus dem Stadtteil. Schließlich ist der hiesige Landesverband fest in der Hand einer Truppe, die sich früher mal „Bramfelder Sturm“ nannte.
Der Landesvorsitzende Torben Klebe, der allerdings nur kommissarisch den verstorbenen Obernazi Jürgen Rieger vertritt, wohnt hier ebenso wie Jan-Steffen Holthusen, vorbestraft wegen Körperverletzung oder Mario Liebert, Leiter des Hamburger NPD-Ordner- (Schläger-) Dienstes. Vor dem Vereinshaus parkten ca. 20 Autos, weitere 30 Autos wurden wurden von den NPD-Funktionären Jan Zimmermann und Thorsten Schuster über den U-Bahnhof Farmsen zu dem Treffen geschleust. Beide hatten 2009 zur Bundestagswahl für die Partei kandidiert, Zimmermann kassierte 2006 eine Anzeige, weil er die Polizei als „blöd im Kopf“ bezeichnet hatte.
In dem Kleingarten war man am Sonntag ebenso ahnungslos, wie in dem in direkter Nachbarschaft gelegenem Flüchtlingsheim. Die Jalousien waren zur Hälfte herunter gelassen und zusätzlich die Gardinen zugezogen. Schließlich sollten die Kleingärtner nicht mitbekommen, was da in ihrem Vereinshaus stattfindet, denn dann hätte die NPD keine Räume bekommen. Angemeldet war der Parteitag dementsprechend auch als „Sommerfest“ des Herrn Willi Wegner, der auch am 13. Dezember am selben Ort eine „private Weihnachtsfeier“ veranstaltet hatte, über die die NPD später schrieb „als Veranstaltungsort hatte man eine gemütliche Räumlichkeit gewählt…“
Hätten die Gartenfreunde das ellenlange Vorstrafenregister des ehemaligen Offiziers der Feldjäger Wegner gekannt, dann wäre ein Vertrag erst recht nicht zustande gekommen. Angefangen bei einer Wehrsportgruppe Neumann wurde Wegner 1976 wegen Schmieraktionen, dem Überfall auf einen linken Buchladen und dem Raub von mehreren Maschinenpistolen zu 39 Monaten Haft verurteilt. 1982 folgte die Verurteilung wegen Beihilfe am Fememord an seinem ehemaligen Nazikameraden Johannes Bürger.
Zündel-Willi, so sein Spitzname in Nazikreisen, musste 1986 erneut hinter Gitter wegen Widerstand, Aufstachelung zum Rassenhass und anderen Propagandadelikten, im gleichen Jahr war er Spitzenkandidat der inzwischen verbotenen FAP in Hamburg. 1990 folgte die letzte bekannte Verurteilung wegen Sprengung einer Antifaveranstaltung. Wegner ist einer der personifizierten Beweise für die Integration brutaler Gewalttäter in die Hamburger Naziszene. Für die Partei fährt er seit längerem das Propagandamaterial zu den Infotischen in verschiedenen Stadtteilen.
Neben Organisatorischem war diesmal nur die Rede des „prominenten“ Gastredners Karl Richter, Chefredakteur des Parteiorgans „Deutsche Stimme“ geplant. Richter ist stellvertretender Bundesvorsitzender der Nazipartei und wurde 2009 rechtskräftig wegen Zeigen des Hitlergrußes verurteilt. Einen Wahlparteitag zur Wahl eines neuen Landesvorstandes wollen die Hamburger erst 2011 durchführen. Einen Strippenzieher, Anwalt und Millionär wie Rieger zu ersetzen, der sowohl von militanten Kameradschaftern wie auch von gesetzteren Altnazis und Bündnispartnern der DVU geschätzt wurde, wird dem Landesverband schwerfallen. Der kommissarische Vorsitzende Torben Klebe, ehemaliger Aktivist des verbotenen Netzwerkes „blood & honour“ und verurteilt wegen des Vertriebs von indizierten CD´s, ist weder charismatisch noch mit besonderen politischen Qualitäten gesegnet.
Die Innenbehörde, die in ihrem Verfassungsschutzbericht im Mai diesen Jahres die neofaschistischen Gewalttaten in Hamburg herunter spielte, hatte Mordgehilfe Wegner und Kameraden am Sonntag übrigens nicht unter Beobachtung. Polizei war jedenfalls nicht vor Ort. Ja man hatte es auch versäumt den Kleingarten über die wiederholt ungebetenen und verlogenen Gäste zu informieren. Kein Wunder, denn seit neustem steht der Feind für Geheimdienst-Chef Vahldieck und Innensenator Ahlhaus ja wieder links, da darf man rechts auch mal schlafen.